Überaktive Blase

Häufigkeit und Ursachen

Wie häufig man Wasser lässt, hängt von vielen Faktoren ab – vor allem aber davon, wieviel getrunken wird. Die meisten Menschen urinieren seltener als acht Mal am Tag und höchstens einmal während der Nacht.

Was der Volksmund «nervöse Blase», «Reizblase» oder «Dranginkontinenz» nennt, heisst in der Fachsprache «überaktive oder hyperaktive Blase». Der Begriff stammt aus dem Englischen, dort spricht man vom “overactive bladder syndrom”.
Eine überaktive Blase ist bei Männern und Frauen weit verbreitet. 10-20% aller Menschen sind irgendwann im Laufe ihres Lebens davon betroffen und mit zunehmendem Alter nimmt die Häufigkeit stark zu.

Symptome wie Harndrang oder das Bedürfnis, häufig Wasser zu lassen, haben vermutlich einen negativen Effekt auf die Lebensqualität. Wer unter Symptomen der überaktiven Blase leidet, muss oft die Standorte von Toiletten recherchieren, bevor er das Haus verlässt, und läuft Gefahr, Aktivitäten gänzlich zu vermeiden. Der Schlafmangel durch nächtliches Aufwachen zum Wasserlassen kann darüber hinaus aufgrund der damit einhergehenden Müdigkeit das Aufrechterhalten der täglichen Aktivitäten erschweren. Führt Harndrang zu Urinverlust, kann das zu peinlichen Situationen führen und die Selbstachtung beeinträchtigen.
Diese Probleme können auch Auswirkungen auf die Angehörigen haben. So kann zum Beispiel der Partner durch die nächtlichen Toilettenbesuche aufgeweckt werden. Gesellschaftliche Aktivitäten werden aufgrund der Symptome gemieden. Das kann ebenfalls das gesellschaftliche Leben des Partners beeinträchtigen und zu einem Gefühl der Vereinsamung führen.

Beschwerden bei überaktiver Blase

Zu den Symptomen gehören:

  • Plötzlicher Harndrang, der sich nur schwierig aufschieben lässt
  • Jeglicher unfreiwillige Urinverlust
  • Das Bedürfnis, öfter als gewöhnlich Wasser zu lassen (mehr als 8 x pro 24h)
  • Das Bedürfnis, nachts aufzuwachen, um zu urinieren (=Nykturie)

Nachweis einer überaktiven Blase

Da es sich bei der überaktiven Blase letztlich um eine Ausschlussdiagnose handelt, werden vor Einleitung einer Therapie vom Arzt in der Regel verschiedene Untersuchungen vorgenommen.

Wichtigster Punkt hierbei ist das eingehende Anamnesegespräch um das Beschwerdebild genau zu erfassen. An weitergehenden Untersuchungen schließen sich oft eine Urindiagnostik zum Ausschluss zum Beispiel eines Harnwegsinfektes und eine Ultraschalluntersuchung der Harnwege (Blase, Nieren, Restharnmessung) an. Bei Männern ist zudem eine Tastuntersuchung bzw. Ultraschalluntersuchung der Prostata zu empfehlen.

Oft ist es hilfreich, wenn betroffene Patienten ein sog. Miktionstagebuch führen. Hierbei werden das Trinkverhalten, sämtliche Toilettenbesuche (Wasserlassen) sowohl tagsüber als auch nachts mit Angabe des Urinvolumens über mehrere Tage protokolliert. Hieraus ist objektiver ersichtlich wie viele Toilettenbesuche tatsächlich erfolgten und wie ausgeprägt das Beschwerdebild ist. Im Verlauf der Behandlung lassen sich hierdurch auch Therapieerfolge objektivieren.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Therapie erfolgt Stufenweise und es stehen medikamentöse und nicht-medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Die nicht-medikamentöse Therapie mit Verhaltensempfehlungen stellt eine wichtige Grundlage für die Behandlung der hyperaktiven Blase dar.
Beckenbodentraining hilft auch bei der hyperaktiven Blase. Zusätzlich sind aber Verhaltensänderungen sehr wichtig u.a. das Anpassen der Trinkmenge.

 

Medikamentös stehen Ihnen verschiedene Wirkstoffklassen zur Verfügung:

  • Muskarin-Rezeptor-Antagonisten
  • Beta-3-Agonisten
  • Desmopressin

 

Muskarin-Rezeptor-Antagonisten sind eine Gruppe von Arzneimitteln, die krankhafte Kontraktionen der Harnblase reduzieren und den Harndrang lindern. Sie sind die am häufigsten empfohlene Medikamentengruppe zur Behandlung der Symptome der überaktiven Blase. Die Nebenwirkungen dieser Medikamente sind für gewöhnlich mild. Dazu können Mundtrockenheit, trockene Augen, Sodbrennen und Verstopfung gehören.

Beta-3-Agonisten sind eine neue Klasse von Medikamenten und weisen einen anderen Wirkmechanismus auf. Sie förderen die Entspannung der Blase während der Füllung, erhöhen die Blasenkapazität und das Intervall zwischen den Blasenentleerungen. Die Nebenwirkungen sind für gewöhnlich mild.

Desmopressin verringert die Urinmenge, die der Körper produziert. Dieses Medikament wird empfohlen, wenn Ihr wichtiges Symptom der überaktiven Blase eine Nykturie ist.